Anfängerfehler Kameraeinstellungen

Typische Anfängerfehler bei den Kameraeinstellungen

Veröffentlicht: 14. September 2019

Autor: Herr Tommi

Wir ziehen gerne mit anderen Fotografen in Gruppen los. Dabei sind auch immer Anfänger, die ihre ersten Erfahrungen in der Fotografie sammeln. Diese bestürmen uns natürlich mit vielen Fragen, was genau richtig ist, oder machen unwissend einige Fehler, die uns als halbwegs erfahrene Fotografen sofort auffallen. Gerade bei den Kameraeinstellungen sind es oft die gleichen Anfängerfehler und diese fassen wir hier in einem Beitrag zusammen.

Anfängerfehler bei den Kameraeinstellungen

Einstellungen des letzten Fotoshootings in der Kamera

Dies ist ein Fehler, der selbst alten Hasen, auch uns, immer wieder mal passiert. Man geht auf eine Fototour, beginnt zu fotografieren und irgendwann schaut man auch mal auf die Belichtungseinstellungen und wundert sich, warum dort so „komische“ Dinge angezeigt werden. Oder die Fotos sind alle zu hell oder zu dunkel.

Häufig sind daran die Kameraeinstellungen schuld, die noch passend zum letzten Fotoshooting vom Vortag eingestellt sind.

Gestern noch im dunklen Terrarium Fotos von Schlangen gemacht. Die ISO-Einstellung fest auf 3.200 gestellt und heute im Sonnenschein des Zoos wundern, dass die Belichtungszeiten extrem kurz sind.

Nehmt Euch ein wenig Zeit und prüft die Kameraeinstellungen, bevor ihr anfangt zu fotografieren.

  • ISO richtig eingestellt?
  • Stabilisator eingeschaltet (wenn man ohne Stativ fotografiert)?
  • Akkus geladen oder volle Ersatzakkus dabei?
  • Speicherkarte eingelegt und genug freier Platz auf der Karte?
  • Das richtige Belichtungsprogramm gewählt?
  • Zusatzoptionen wie Belichtungsreihen, HDR-Aufnahmen usw. ausgeschaltet?

Nehmt Euch einfach fünf Minuten, bevor ihr mit dem Fotografieren loslegt. Das erspart eine Menge Ärger und viele zerschossene Fotos.

Sonnenuntergang am Namutoni Wasserloch

Das falsche Belichtungsprogramm gewählt!

Wählt für jeden Anlass das richtige Belichtungsprogramm an der Kamera. Mit den vollautomatischen (in Ausnahmen) und teilautomatischen Programmen könnt Ihr Euch das Leben als Einsteiger sehr stark erleichtern.

Wenn ihr gar nicht wisst, welche Belichtungseinstellung die richtige ist, probiert ruhig den Vollautomatikmodus (P) aus. Einige Fotografen verteufeln diesen, in vielen Anleitungen wird dieser schlecht geredet. Das ist aber Nonsens. Wir selber haben den als Einsteiger gerne genutzt um zu lernen, was die Kamera machen würde. Denn sooo falsch liegen die modernen Kameras nicht bei der Wahl der Einstellungen. Das Problem ist nur, die Kamera versucht eine optimale Belichtung zu ermöglichen, mit moderaten Werten bei der Belichtungseinstellung. Das passt dann nicht immer, zum Motiv, was man fotografieren möchte oder zu der Bildwirkung. die man selber erzielen will.

Zwei weitere Hilfen sind die Teilautomatiken:

  • Blendenpriorität/Zeitautomatik (A, Av): Hier wählt Ihr die genutzte Blende aus und die Kamera kümmert sich um die passende Belichtungszeit. Mit dieser Automatik habt Ihr selber Einfluss auf die Schärfentiefe im Bild.
  • Zeitpriorität/Blendenautomatik (S, Tv): Ihr wählt eine Belichtungszeit aus und die Kamera wählt eine dazu passende Blende. Diese Einstellung ist perfekt für bewegte Motive. So könnt Ihr schnelle Bewegungen eines Tieres mit einer kurzen Belichtungszeit einfrieren.

Dann gibt es noch den manuellen Modus, dabei bestimmt Ihr alle Belichtungswerte der Kamera selber. Dieser kann in sehr schwierigen Lichtsituationen eingesetzt werden, wenn die Kamera selber nur unsinnige Einstellungen liefert. Wir benutzen diesen Modus gerne, wenn es sehr dunkel ist.

Lesetipp: Belichtungsprogramme erklärt

Automatischen Blitz aktiviert!

Blitzlicht, ein wunderbares Werkzeug, wenn man damit umgehen kann. Richtig eingesetzt, kann mit dem Blitz so manches Foto toll belichtet und aufgewertet werden.

Aber ein absolutes No-Go ist die Blitzautomatik. Schaltet diese ab, immer, bei jeder Kamera.

Wir sehen immer wieder Fotografen, die in den unmöglichsten Situationen blitzen. Ein gutes Beispiel dafür sind Konzerte. Achtet mal darauf, welch ein Blitzlichtgewitter von den Tribünen bei einem Konzert zu sehen ist. Nur, was bringt es? Die eingebauten Blitze in den Kameras oder Smartphones haben vielleicht eine Reichweite von 2 bis 5 Metern. Die Bühne bei so einem Konzert ist aber oft hundert Meter weit weg. Also blitzt man die Hinterköpfe der Menschen vor einem an, mehr auch nicht.

Auch in Zoos sehen wir oft Blitze. Schön in einem Aquarium, zwei Meter von der Scheibe entfernt und los geht es mit dem Blitz. Das Foto ist dann eine tolle Reflexion des Blitzes in der Scheibe des Aquariums. Das Bild ist dann für die Tonne und die Fische sind vom Blitz genervt.

Oft ist es dann so, dass die Fotografen sich keiner Schuld bewusst sind. „Das macht die Kamera von allein, also ist das schon richtig so“, ist das häufigste Antwort, wenn man die Leute drauf anspricht (weil es nervt). Also pure Unwissenheit und blindes Gehorsam auf die Vollautomatik der Kamera. Unsere Leser sind aber besser und schalten den automatischen Blitz ab, gelle?

Zu niedrige ISO Werte!

Zu Beginn der digitalen Fotografie gab es die Regel, die ISO Einstellungen so niedrig wie möglich einzustellen. Das lag daran, dass die ersten Sensoren schon bei ISO 200 anfingen zu rauschen und Fotos spätestens bei ISO 400 unbrauchbar waren.

Nur ist das inzwischen viele Jahre her, die Technik hat sich massiv entwickelt. Daher, keine Angst mehr vor hohen ISO-Werten.

Selbst einfache Kameras oder etwas betagtere Modelle können heute locker bis ISO 800 tolle, rauscharme oder rauschfreie Fotos liefern. Die neuesten Kameras können bedenkenlos bis ISO 1600 oder 3200 genutzt werden, High-End-Kameras auch mit ISO 6400 oder mehr.

Probiert einfach mal aus, bis zu welcher ISO Eure Kamera gute Fotos liefert.

Und dann nutzt die ISO-Automatik Eurer Kamera und begrenzt den oberen ISO Wert auf genau den ISO Wert, bis zu dem Eure Kamera schöne Fotos liefert. Bei unseren Kameras haben wir die folgenden Werte gespeichert:

  • Canon 70D: ISO 800
  • Sony Alpha 6300: ISO 1600
  • Sony Alpha 7 II: ISO 3200

Denkt immer dran, lieber ein wenig Rauschen im Foto als ein unscharfes, verwackeltes Foto, weil die Belichtungszeit zu lang war.

Lesetipp: Anwendungsbereiche für hohe ISO Werte

Stabilisator auf dem Stativ eingeschaltet!

Ein Fehler, den wir sehr häufig beobachten ist der eingeschaltete Bild-Stabilisator bei der Benutzung eines Stativs.

Der Bildstabilisator ist eine tolle Erfindung. Bei Aufnahmen aus der Hand können damit viel längere Belichtungszeiten genutzt werden. Die Stabilisatoren (in der Kamera oder im Objektiv verbaut) gleichen Eure Bewegungen aus und ermöglichen so scharfe Bilder.

Das funktioniert aber nur so lange auch Bewegungen da sind. Steht die Kamera auf einem Stativ, versucht der Stabilisator immer noch Bewegungen auszugleichen, die aber gar nicht vorhanden sind. Das Ergebnis sind dann leicht verschwommene Aufnahmen.

Daher, wenn ihr ein Stativ benutzt, schaltet den Bildstabilisator aus.

Bei den Nashörnern

Zu lange Belichtungszeit gewählt!

Es gibt in der Fotografie eine sehr gute Regel. Um Fotos aus der Hand schießen zu können, sollte die Belichtungszeit der genutzten Brennweite entsprechen.

  • Fotografiert ihr mit 50mm Brennweite: Belichtungszeit 1/50 Sekunde oder kürzer
  • Bei einer Aufnahme mit 300mm Teleobjektiv: Belichtungszeit 1/300 Sekunde oder kürzer

Diese Regel gab es schon zu Zeiten der analogen Fotografie. Die modernen Kameras mit ihren Bildstabilisatoren lassen durchaus längere Belichtungszeiten zu, probiert das am besten aus, bis zu welcher Belichtungszeit ihr Bilder ohne Verwacklung hin bekommt.

Zur groben Orientierung ist die alte Regel aber prima.

Denkt auch daran, desto länger die Brennweite wird, desto weiter ein Motiv entfernt ist, desto schneller wird das Ergebnis unscharf. Selbst leichte Bewegungen der Kamera wirken bei langen Brennweiten stärker. Daher, mit 800mm Brennweite und dabei 1/200 Sekunde eingestellt, das wird nichts, auch nicht mit viel Übung und den besten Stabilisatoren.

Wir selber nutzen daher gerne bei langen Brennweiten etwas höhere ISO Werte um auf die passenden, kurzen Belichtungszeiten zu kommen.

Falsche Belichtungsmessung eingestellt!

Ein weiterer Fehler ist eine falsch eingestellte Belichtungsmessung. Die meisten Kameras bieten drei Arten, die Belichtung zu messen.

  • Mehrfeld- oder Matrixmessung: Komplexe Belichtungsmessung, die sehr gut verschiedene Lichtsituationen erkennen und verarbeiten kann.
  • Selektiv- oder Mittenbetonte-Messung: Hierbei wird die Belichtung in der Bildmitte des anvisierten Bereichs gemessen.
  • Spotmessung: Es wird nur auf einen sehr kleinen Kreis die Belichtung gemessen.

In den allermeisten Fällen reicht die Mehrfeld- / Matrixmessung für eine gute Belichtung aus. Dabei wird eine große Fläche des Bereichs im Sucher gemessen und daraus die benötigten Einstellungen errechnet. Das lösen die modernen Kameras wirklich sehr gut und es kommt zu einer ausgewogenen Belichtung des gesamten Fotos. Wir selber nutzen diese Belichtungsmessung bei 98% unserer Fotos.

Bei der Selektivmessung wird die Bewertung der Belichtung eher auf die Bildmitte bezogen.

Bei der Spotmessung wird sogar nur ein kleiner Teil des Bildes betrachtet. Bei einigen Kameras ist das die Bildmitte, bessere Systeme belichten auf den eingestellten Fokuspunkt. Diese Methode macht dann Sinn, wenn das Motiv unbedingt richtig belichtet sein soll und der Rest (Vorder- und Hintergrund) keine Rolle spielen.

Belichtungskorrektur wird nicht genutzt!

Jede Kamera auf der Welt versucht ein Foto gleichmäßig zu belichten. Dabei werden die gemessenen Belichtungswerte so interpretiert, dass am Ende eine in Grautönen gleichmäßige Verteilung stattfindet.

Nun, das passt auch in den meisten Fällen. Aber es gibt die berühmten Ausnahmen.

  • In extrem hellen Umgebungen (zum Beispiel im Schnee) werden Bilder oft zu dunkel, da die Kamera die hellen Werte nach unten korrigiert. Dadurch wird der Schnee dann eher grau und andere dunkle Stellen werden viel zu dunkel. Daher sollte hier die Belichtungskorrektur noch oben, also in die hellen Bereiche, erfolgen.
  • In extrem dunklen Bereichen, zum Beispiel in Kirchen, versucht die Kamera dagegen, dunkle Stellen in den mittleren Belichtungsbereich zu bringen. Dadurch werden dann helle Bereiche, in dem Fall die Kirchenfenster, total überbelichtet sein. Hier sollte die Belichtungskorrektur dann nach unten wirken, also in den dunkleren Bereich.

Bei allen Einstellungen der Belichtungskorrektur solltet Ihr aber vorsichtig zu Werke gehen. Die meisten Kameras bieten Belichtungskorrekturen bis zu 3 Blendenstufen, eingeteilt in 1/3-Schritten, an. Wir selber korrigieren selten mehr als 1 Blendenstufe nach oben oder unten.

Die Belichtungskorrektur nutzen wir auch beim Einsatz von langen Brennweiten. Mit einer Korrektur nach unten, also in den dunklen Minusbereich, lassen sich einfach kürzere Belichtungszeiten erzielen. Die Fotos werden dann eher ein wenig dunkler, das lässt sich (besonders bei RAW-Aufnahmen) hinterher in der Fotobearbeitung einfach wieder korrigieren.

Messfeld Flexibel Muster

Den falschen Fokusmodus gewählt!

Ein sehr häufiger Grund für unscharfe Fotos ist schlicht die falsche Auswahl des Fokusmodus.

Der Fokus ist die Stelle im Foto, die scharf dargestellt werden soll. Bei einem Porträt ist das zum Beispiel das Gesicht, noch besser die Augen. Die Landschaft im Hintergrund, die Äste des Baumes im Vordergrund müssen bei einem Porträt nicht scharf sein. Daher sollte der Fokus auf das Gesicht genauer gesagt auf die Augen gesetzt werden.

Dabei gibt es mehrere Methoden, den Fokuspunkt zu setzen, die sogenannte Messfeldsteuerung. Ebenso gibt es verschiedene Einstellungen, wie die Kamera den Fokus misst. Einmalig, mehrfach, kontinuierlich.

Lesetipp: Fokusmodus und Messfeldsteuerung erklärt

Diese ganzen Funktionen jetzt hier zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, daher der Link zu unserem ausführlichen Beitrag zu dem Thema.

Wir selber nutzen fast immer einen flexiblen Spot für den Fokus. Dabei können wir im Sucher einen beliebigen Punkt manuell auswählen, auf den die Kamera scharf stellt. Beim Fokusmodus nutzen wir zwei Methoden. Einmal die Einzelmessung AF-S, bei Motiven die sich nicht bewegen. Bei bewegten Motiven, wie beispielsweise Tieren, nutzen wir den kontinuierlichen Autofokus AF-C (bei Canon AIServo). Dabei erkennt die Kamera die Bewegung des Motivs und führt den Fokus immer wieder auf die markierte Stelle.

Anfängerfehler Kameraeinstellungen Fazit

Wenn Ihr als Einsteiger in die Fotografie diese typischen Anfängerfehler in den Griff bekommt, seid ihr schon ganz vorne dabei. Lasst Euch aber versichern, dass Euch diese Fehler, teilweise, nach Jahren wieder passieren werden. So sind wir gerade in Afrika an einem Tag mit den ISO-Einstellungen des Vorabends los gezogen. Da predigt man immer, die Einstellungen der Kamera zu kontrollieren und tappt selber wieder in diese Falle rein.

Wenn ihr  noch Fragen habt oder Anmerkungen zu dem Beitrag, dann würden wir uns über einen Kommentar sehr freuen.

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