Bastogne Friedhof

Bastogne und das War Museum – ein Ort trauriger Familien-Geschichte

Veröffentlicht: 04. August 2017

Autor: Herr Tommi

Inhalt

Bastogne ist ein trauriger Ort in der Geschichte, da hier die Ardennenoffensive 1944 ihren traurigen Höhepunkt hatte, in der zehntausende Menschen ihr Leben verloren haben. Das ist nicht nur ein Reisebericht, über einen kurzen Besuch in Bastogne – es ist auch eine kleine Reise in meine Familiengeschichte.

Die Schlacht um Bastogne im Winter 1944

Bastogne war im Dezember im Herzen des Schauplatzes der Ardennenoffensive der deutschen Wehrmacht. In dieser wahnsinnigen Aktion hat die deutsche Armee versucht das Blatt an der Westfront nochmal zu drehen. Ziel sollte es sein, den Hafen von Antwerpen zu erreichen.

Da die deutsche Wehrmacht so gut wie keine Luftwaffe mehr hatte, war es strategisch extrem wichtig, die Hauptstraßen von Ostbelgien unter Kontrolle zu bekommen. Und diese sieben wichtigen Straßen laufen alle in der kleinen Stadt Bastogne zusammen.

So kam es dazu, dass die amerikanischen Truppen vom 20. bis zum 27. Dezember 1944 in der Stadt Bastogne eingekesselt wurden. Erst dann gelang es der 3. US-Armee unter General Patton den Belagerungsring zu durchbrechen und die eingeschlossenen Einheiten zu entlasten. Ganz zerschlagen wurde die Ardennenoffensive dann im Januar/Februar 1945.

Über 41.000 amerikanische Soldaten wurden bei der Ardennenoffensive getötet oder vermisst. Auf deutscher Seite verloren rund 33.000 Menschen durch diesen Wahnsinn ihr oft noch sehr junges Leben.

Bastogne ist auch ein kleines Stück Familiengeschichte

Und einer dieser jungen, deutschen Soldaten war Thomas Großvater. Sein Vater war damals gerade mal 5 Jahre alt, als sein Vater in dem Irrsinn dieser letzten Offensive ums Leben kam.

Es dauerte viele Jahre, bis alle gefallenen Soldaten in der Region Bastogne geborgen und identifiziert werden konnten. Bis in die 90er Jahre wurden immer noch regelmäßig Leichen in den Ardennen gefunden.

Mit der Familie in Bastogne

Thomas Großvater wurde in den 50er Jahren auf dem größten deutschen Soldatenfriedhof in Recogne, vor den Toren von Bastogne beigesetzt. Auf diesem Friedhof sind 6807 deutsche Soldaten bestattet. Ein trauriger Ort, der sehr zum Nachdenken anregt.

In Thomas Kindheit war es Tradition, jedes Jahr zu Pfingsten zu dem Friedhof bei Bastogne zu fahren, Opa besuchen. Dabei haben uns über die Jahre sehr viele Menschen begleitet. Freunde und Verwandte, die sich für die Geschichte an diesem Ort interessiert haben.

Das Foto oben ist übrigens 1979 entstanden, der kleine Knirps ist Thomas, zusammen mit meinen Eltern und Großeltern.

Bastogne – eine Stadt, die zum Nachdenken anregt

Wenn ihr mal im östlichen Belgien unterwegs seid, dann macht mal einen Stopp in Bastogne. Die Innenstadt ist ganz nett und lädt zu einem gemütlichen Bummel ein. Allerdings ist es dort chronisch voll. Ich kann mich an keinen Besuch dort erinnern, wo in der Stadt nicht viel Betrieb und Parkplatznot war.

Vieles dreht sich in dem Ort um die Geschichte und die Schlacht um Bastogne. So gibt es dort auch ein sehr sehenswertes War Museum.

Bastogne War Museum

Das Bastogne War Museum ist 2014, nach einem mehrjährigen Umbau, neu eröffnet worden. Für uns ein Grund, da endlich mal wieder hinzufahren. In dem Museum wird man von 4 Personen, bzw. ihren Stimmen, durch die Geschichte der Ardennen-Offensive und die Schlacht um Bastogne begleitet. Das Museum vermittelt dabei den Ablauf der schrecklichen Ereignisse sehr eindrücklich, ohne dabei aber in Klischees zu verfallen. Natürlich haben die Deutschen teilweise grauenhafte und nicht zu entschuldigende Gräueltaten begannen, gerade auch während der Ardennen-Offensive. Aber niemals hört man den Vorwurf, dass alle Deutschen Monster waren. Im Gegenteil wird deutlich, dass auch die meisten deutschen Soldaten nur ganz arme Hunde waren, die von ihrer Führung ins Elend gestürzt wurden. Sicherlich am Anfang mit Euphorie, später aber immer mehr ernüchtert und unter dem tödlichen Zwang des Regimes.

Bastogne War Museum

Das Bastogne War Museum – Vier Geschichten

Am Eingang des Bastogne War Museums wird man mit einem Audio-Guide ausgestattet. Eigentlich sind wir kein Freund von diesen Dingern. In Bastogne funktionieren die Guides aber klasse. Einmal eingestellt muss man sich um nichts mehr kümmern. Das Gerät erkennt, wo man sich gerade befindet und spielt die passenden Geschichten dazu ab.

Diese Geschichten werden von vier Zeitzeugen erzählt.

  • Emile Mostade – 13-jähriger Sohn eines Fahrradhändlers aus Bastogne. Er spielt gerne Akkordeon und träumt vom Meer.
  • Mathilde Devillers – Lehrerin in Bastogne und im Widerstand tätig.
  • Hans Wegmüller – Leutnant der 26. Volksgrenadier Division, die versucht Bastogne einzunehmen.
  • Robert Keane – Korporal der 101. Luftlandedivision, jener Einheit, die Bastogne verteidigt.

Diese vier Personen erzählen im ganzen Museum ihre Geschichten und Erlebnisse. Das passiert auf eine sehr einprägsame Art und Weise. Das hinterlässt mehr Eindruck, als irgendwelche Sprecher, die trockene historische Fakten erzählen würden. Das wird teilweise auch sehr emotional, weil man eine Beziehung zu den Personen und ihren Schicksalen aufbaut.

Am Ende laufen die vier Geschichten zusammen und treffen sich in einem Keller, wo sie gemeinsam eine Bombennacht durchstehen, bevor sich die Wege wieder trennen.

Bastogne War Museum

Rundgang durch das Museum

Beim Rundgang durch das Museum wird zuerst ein kleiner Rückblick auf die historischen Ereignisse geführt, die nach dem 1. Weltkrieg zum 2. Weltkrieg geführt haben. Danach folgt dann das erste Kino, wo in einem 3D-Film die Entwicklung des 2. Weltkrieges beschrieben wird, die am Ende in der Ardennen Offensive ein letztes, großes Aufbäumen der Deutschen fand. Dabei ist das Kino einer Pressekonferenz der alliierten Streitkräfte nachempfunden.

Im weiteren Verlauf wird man immer mehr an die Schlacht um Bastogne geführt. Dabei standen im alten Museum, auf der dortigen Vorführung, die Armee-taktischen Dinge im Vordergrund. Heute sind es die Menschen und ihre Geschichten. Der Besucher wird immer mehr in die Lage der Menschen versetzt, wie sie die Schlacht in der Weihnachtszeit 1944 erlebt haben.

In den Ausstellungsbereichen zwischen den Kinos findet man sehr viele Sammlungen von historischen Dokumenten und Ausstellungsstücken. Vom persönlichen Brief, über Waffen und medizinische Ausrüstung, Uniformen bis hin zu Fahrzeugen und Panzern. Rundrum gibt es viele Informationen zu den verschiedenen Zeitabschnitten des Krieges oder der Schlacht um Bastogne.

Es folgen auch zwei weitere Kinos. Im ersten Kino nimmt man auf Baumstämmen platz und sitzt mitten in den Wäldern der Ardennen und bekommt ein Gefühl für die bedrückende und gefährliche Atmosphäre.

Im dritten Kino erlebt man die Schlacht aus Sicht der Zivilbevölkerung. Zuerst in einem Restaurant, später im Keller unter dem Restaurant, wo dann auch die vier Geschichten zusammenlaufen.

Bastogne War Museum

Bastogne War Museum

Bastogne War Museum

Bastogne War Museum

Informationen zum Bastogne War Museum

  • Anschrift: Colline du Mardasson 5 – 6600 Bastogne – Belgien
  • Öffnungszeiten: Täglich von 9:30 bis 16:00 Uhr Einlass. im Juli und August bis 17 Uhr Einlass
  • Restaurant am Museum
  • Eintritt: Voller Preis: 14€ – Senioren (65+): 12€ – Personen mit einer Behinderung: 10€ – Studenten: 10€ – Kinder (6-18 Jahre): 8€ – Kinder unter 6 Jahre: gratis
  • Benötigte Zeit: Zwei Stunden Zeit sollte man nur für das Museum schon mitbringen.
  • Homepage: https://www.bastognewarmuseum.be/de/home-de

Mardasson-Denkmal

Mardasson-Denkmal

Direkt neben dem Museum findet man das Mardasson-Denkmal. Das Memorial wurde 1950 gebaut, aus Dankbarkeit der Belgier für die Befreiung ihres Landes durch die Allierten Truppen.

Das Denkmal hat die Form eines Pentagramms, wie die Sterne auf der US-Flagge.  Auf dem Stern stehen die Namen der 50 Bundesstaaten, an den Wänden der mittleren Gallerie findet man die Wappen aller eingesetzten alliierten Truppen. Oben auf dem 12 Meter hohen Stern befindet sich ein Rundgang. An den Enden der Sternspitzen befinden sich Tische, auf denen die Umgebung und Orte der Schlacht um Bastogne beschrieben werden.

Soldatenfriedhof in Recogne

Friedhof von Recogne bei Bastogne

Etwa 10 Kilometer nördlich von Bastogne findet man den deutschen Soldatenfriedhof, im winzig kleinen Ort Recogne. Bereits die amerikanischen Truppen haben diesen Friedhof angelegt, im Frühjahr 1945. Anfangs wurden wir sowohl deutsche als auch amerikanische Soldaten beigesetzt. 1948 wurden die amerikanischen Soldaten aber ausgebettet und auf den Friedhof bei Henri-Chapelle überführt. Seit 1954 betreut der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Friedhof in Bastogne.

Direkt am Eingang steht eine kleine Kapelle, die heute noch für kleinere Andachten genutzt wird. Daran anschliessend liegt das riesige Feld mit den 6807 toten deutschen Soldaten. An jedem einzelnen Kreuz sind 6 Soldaten beigesetzt.

Bastogne Grabstein

Ein Gang über den Friedhof ist wirklich bedrückend. Besonders wenn man mal die Inschriften auf den Kreuzen liest. Ganz viele der gefallenen Soldaten dort waren gerade mal zwischen 18 und 20 Jahren jung. Welch eine unglaubliche Verschwendung von Menschenleben war das damals. Wir können uns so einen Wahnsinn eigentlich garnicht wirklich vorstellen, aber ein Besuch an so einem Ort lässt einen hoffen, dass so ein weltweiter Irrsinn nie wieder passieren wird und die Menschen vielleicht doch irgendwann mal zur Vernunft kommen.

Bastogne Friedhof

Also, wenn ihr mal in der Ecke unterwegs seid, schaut Euch das Museum in Bastogne mal an. Und besucht auch den Friedhof, das ist mir wirklich ein Anliegen. Vielleicht regt so ein Ort zum Nachdenken an und lässt uns alle mal wieder ein wenig ruhiger und friedvoller werden. Dann, ja dann hätten wir ganzen Toten dort vielleicht einen Sinn.

Ich hoffe, diese etwas andere „Reisebericht“ mit einer großen persönlichen Note hat euch ein wenig gefallen.

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11 Kommentare
  1. Michael 4. August 2017 um 0:41

    Ich bin zwar i.d.R. kein großer Friedhofsgänger, aber vor ein paar Jahren war ich erstmals auf dem Olsdorfer Friedhof in Hamburg. Dort gibt es auch eine Ecke mit Gefallenen (ich meine mich zu erinnern zum großen Teil noch aus dem 1. Weltkrieg) und ich muß sagen das war schon beeindruckend. Ebenso beeindruckt hat mich vor vielen vielen Jahren der Besuch des Ehrenmals in Laboe, in dessen Kellergewölben hunderte von Namen auf Gedenktafeln stehen. Ich fand das so bedrückend, daß ich die Gewölbe wieder verlassen mußte und ich neige nicht schnell zu Platzangst. Solche Friedhöfe und Ehrenmäler kann es gar nicht genug geben (und dabei kommt es nicht auf die Größe an).

    LG Michael

    • Thomas Jansen 4. August 2017 um 8:36

      Hallo Michael,

      so alte Friedhöfe besuche ich gelegentlich gerne. Irgendwie sind das schon faszinierende Ort, auch zum fotografieren. Du hast Recht, die Größe spielt dafür keine Rolle. Wir haben hier in Mülheim einen kleinen, ganz alten Friedhof, der ein wunderbarer Ort ist.

      LG Thomas

  2. Rainer 4. August 2017 um 14:06

    Servus,

    ich treibe mich ja gerne auf „interessanten“ Friedhöfen rum und mache auch mal ein oder zwei Fotos davon.

    Aber bei diesen Soldatenfriedhöfen aus dem 2. Weltkrieg habe ich auch immer einen Klos im Hals. Ich persönlich hatte das Glück, dass ich meine Großeltern noch lange kannte, aber viele meiner Freunde oder Verwandten hatten das Glück nicht, bzw. hatten Angehörige in diesem Krieg verloren.

    Die etwas düstere Bearbeitung der Fotos gefällt mir gut und beschreibt recht gut deine Stimmung. Hoffentlich wird es nie wieder solche Friedhöfe brauchen! Der Wahnsinn der sich damals dort zugetragen hat….man mag darüber gar nicht nachdenken.

    Grüße aus MUC
    Rainer

    • Thomas Jansen 6. August 2017 um 21:05

      Hi Rainer,

      den Klos im Hals habe ich dort immer noch, auch nach so vielen Besuchen.

      LG Thomas

  3. Barbara 6. August 2017 um 9:34

    Hallo Thomas,

    solche Friedhöfe und Erinnerungen an große Schlachten habe ich auch schon einige besucht, einfach, um mich immer wieder daran zu erinnern, was passiert ist und dass so etwas nie wieder passieren darf. Ganz steuern kann ich es nicht, es gibt ja auch zurzeit Regionen auf dieser Welt, in denen Menschen, auch junge Menschen sinnlos sterben. Wie Deinem Vater und Deiner Großmutter ging es ja so vielen, dass sie völlig sinnlos einen geliebten Menschen verlieren mussten und ihr Leben irgendwie stemmen mussten. Das hat zwei Generationen traumatisiert, und wir/unsere Generation hat damit auch noch zu kämpfen. Danke für dieses virtuelle Mahnmahl, das hoffentlich viele berührt und hoffentlich einige bewegt, sich einen dieser Friedhöfe in Ruhe anzuschauen und über die Schicksale nachzudenken.

    Liebe Grüße
    Barbara

    • Thomas Jansen 6. August 2017 um 21:10

      Hi Barbara,

      schön wäre es, wenn die Menschen durch solche Artikel und Mahnmale zum Nachdenken angeregt würden.

      LG Thomas

  4. Sabiene 6. August 2017 um 10:51

    Dein Reisebericht hat mir sehr gut gefallen!
    Denn gerade diese persönliche Note macht ihn lebendig und erspürbar. Ich habe auch einen Großvater im Krieg gelassen – wie so viele aus unserer Generation. Ich fand es als Kind überhaupt sehr bemerkenswert, wie wenig Großväter es überhaupt gegeben hat.
    Ein Krieg ist einfach unvergleichlich – für alle Betroffenen.
    LG
    Sabienes

    • Thomas Jansen 6. August 2017 um 21:12

      Hallo Sabine,

      stimmt. In meinem Umfeld gab es viele andere Kinder, wo die Großeltern oder andere Familienangehörige im Krieg geblieben sind.

      LG Thomas

  5. Ilona 8. August 2017 um 11:54

    Sehr bewegend… Ich habe tatsächlich eine Familiengeschichte, die von diesen Kriegskatastrophen relativ unberührt geblieben ist.
    Aber ich weiß, wie ich mich fühlte, als ich in der Normandie auf den Soldatenfriedhöfen stand – die Alter las und am liebsten nur noch geheult hätte.
    Ich hab damals dazu in meinem Blog geschrieben: „Die Idee vom heroischen Soldatentum, die in anderen Ländern so selbstverständlich ist, mutet mir seltsam an. In der Hinsicht bin ich wohl sehr deutsch geprägt. Aber obendrein bin ich auch noch Pazifist. Krieg ist für mich v.a. die sinnlose Verheizung hauptsächlich jüngerer Menschen, nichts Heroisches.“

    • Thomas Jansen 11. August 2017 um 19:35

      Hi Ilona,

      Deinem Zitat ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Leider denke ich, wir Menschen die so denken, sind oft in der Minderheit.

      LG Thomas

  6. Brigitte Bernstein 8. September 2020 um 15:12

    Ich habe schon drei Soldatenfriedhöfe besucht. Auf diesen ruht der Bruder meiner Oma, ich finde so etwas darf nicht vergessen werden

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