DRK Rettungswache Heissen

Damals: Unsere Zeit beim Deutschen Roten Kreuz

Veröffentlicht: 24. Juni 2021

Autor: Herr Tommi

Es wird mal wieder Zeit für einen „alte Zeiten“-Beitrag. Wir waren mal richtig aktiv beim Deutschen Roten Kreuz. Angefangen im Katastrophen-Schutz, später auch im Bereich des Rettungsdienstes. Das war eine tolle Zeit, in der wir viele schöne und schreckliche Dinge gesehen haben. Und es war eine Zeit, in der Freundschaften entstanden sind, die bis heute andauern.

Deutsches Rotes Kreuz – statt Bundeswehr

Damals (!), als wir noch jung waren (!!) musste man noch zum Wehrdienst, zumindest als männlicher Teil der Bevölkerung. Auf Thomas wäre das nach seiner Berufsausbildung zugekommen und er hatte da keine Lust zu. Bewaffnet irgendwo durch den Schlamm zu robben – och nööö. In der Ausbildung war ein Kollege, welcher damals schon aktiv beim DRK war. Der nahm Thomas mal mit und schwups war die Verpflichtung für 10 Jahre Katastrophenschutz unterschrieben. So geschehen im Herbst 1986.

Kat-Schutz

Damals ging es dann in die zweite Bereitschaft des DRK-Katastrophenschutzes in Mülheim. Untergebracht in einer, ja man kann es nicht anders sagen, Ruine. Ein uraltes Gebäude einer alten Fabrik, die den Charme eines Lost-Place hatte. Frisch eingekleidet ging es dann an die Helfer-Grundausbildung. Erste-Hilfe, Sanitätsausbildung, Grundlagen des Katastrophenschutzes.

Nach Abschluss der Grundausbildung ging es dann in die „Schreibstube“. Im Einsatzfall als Melder und Unterführer für besondere Dienste vorgesehen, war Thomas nun für die Aufnahme der neuen Helfer verantwortlich. Im Nachhinein ist es witzig daran zu denken, dass viele der kleinen Neulinge, die da Mitglied werden wollten, heute noch dicke Freunde sind, teilweise miteinander verheiratet.

Es folgten weitere Ausbildungen zum Fernsprecher aller Fachdienste (ja, so Richtig mit Funkgeräten und Relais-Stationen) und eine Ausbildung zum Unterführer.

 

KFZ-Marsch zum G8-Gipfel

Die Einsätze damals waren in erster Linie sogenannte Sicherheitswachen auf Veranstaltungen. Kirmes, Theater, Fahrrad-Rennen, Rosenmontagszug – all diese Orte wo man immer die Menschen der Hilfsorganisationen sieht.

Ein erster Katastrophenschutz-Einsatz – ein Flugzeugabsturz

Ein erstes, nicht ganz so schönes Erlebnis war dann der Flugzeugabsturz in den Ruhrwiesen bei Kettwig. Im Landeanflug auf den Flughafen Düsseldorf schlug damals ein Blitz in einen Business-Flieger ein. Dieser stürzte dann, mit 21 Menschen an Bord, nahe der Ruhrtalbrücke in die Felder. Thomas saß damals gerade in der Berufsschule, als der Melder losging – sofort einrücken. Wir hatten dann die Aufgabe am Absturzort Zelte aufzubauen, damit die Mitarbeiter des Bundesluftfahrtamt arbeiten können, zu Retten gab es nichts mehr.

Die Eindrücke damals, auf diesem Feld, waren fürchterlich. Wir wollen keine Details beschreiben aber noch heute hat Thomas gelegentlich diese Bilder vor Augen. Eine professionelle, psychologische Betreuung der Einsatzkräfte, wie es heute selbstverständlich ist, gab es damals noch nicht. Damit mussten wir selber fertig werden, bestenfalls noch durch Gespräche mit erfahrenen Kollegen.

An diesem Tag hat Thomas gelernt, dass der Ernstfall weit mehr ist, als eine Übung mit anschließendem Grillabend.

Flüchtlingsbetreuung in Ungarn

Um so schöner war dann der erste Einsatz im Ausland. Es ging im Herbst 1989 nach Ungarn, zur Betreuung eines Lagers mit DDR-Flüchtlingen. Zuerst ging es nach Budapest. Viele kennen nur das Lager an der berühmten Kirche und an der deutschen Botschaft. Es gab aber noch ein weiteres riesiges Lager, ein Feriendorf am Rande von Budapest. Dieses wurde vom DRK betreut und war der Zielort des Einsatzes.

Vor Ort wurden dann aber zwei Kollegen gesucht, welche ein kleines Lager am Plattensee betreuen können. Da hat Thomas sich schnell gemeldet und haben uns auf dem Weg zum Balaton gemacht. Das „Lager“ entpuppte sich dann vor Ort als Hotel in Siófok, in dem rund 200 DDR-Bürger auf die Reise in den Westen warteten. Die Aufgabe dort war es, die Flüchtlinge zu registrieren und dann zu betreuen. Im Grunde war das ein sehr entspannter Einsatz, bei denen Thomas viele Lebens-Geschichten gehört hat und Lebensträume erzählt wurden.

Die Bekanntgabe der Grenzöffnung wurde auf einem Fernseher in der Hotel-Lobby übertragen. Zusammen mit den 200 Flüchtlingen, sehr viel Jubel und Freudentränen. Thomas bekommt jetzt noch eine Gänsehaut, wenn er an den Moment denkt. Und, am nächsten Morgen, war das Hotel leer. Eigentlich sollten Busse kommen und die Menschen über die Grenze bringen. Aber, diese waren in der Nacht nicht zu halten, sind teilweise mit 5 oder 6 Leuten in den Trabbis los Richtung Österreich.

Wir beim Deutschen Roten KreuzUnsere Zeit im Rettungsdienst

Nach einer gewissen Zeit im Katastrophenschutz wuchs der Wunsch nach mehr Praxis. Immer nur Übungen sind zwar Lustig, auf Dauer aber wenig herausfordernd. Thomas wollte mehr. So ging es langsam in Richtung Rettungsdienst. Das Startbrett dazu war damals unser Ärztlicher Notdienst (ÄNO). Das war eine Dienstleistung des DRK, zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung.

Der Einstieg über den ärztliche Notdienst

Die KV stellte die Ärzte, im Rahmen des Bereitschaftsdienstes und das DRK das Auto, den Fahrer und, als Besonderheit, eine Notfallmedizinische Ausrüstung in den Autos. In Mülheim gab es damals nur einen Notarztwagen (NEF) der Feuerwehr. So kam es immer wieder vor, dass bei zwei zeitgleichen Notfällen der ÄNO als NEF angefordert wurde.

Zu Beginn gab es vier ÄNO-Fahrzeuge im Einsatz. Drei deckten verschiedene Bezirke in Mülheim an, einer war speziell für einen Kinderarzt. Und genau auf letzterem Fahrzeug wurden damals die ersten Dienste gemacht. Denn die Kinderärzte fuhren nur sehr selten zu Hausbesuchen, so dass man mit sehr wenigen Einstätzen ein wenig in das System und die Abläufe rein schnuppern konnte.

Ok, bei Thomas war es natürlich anders. Erster Tag, erster Einsatz – Kinderarzt wurde vom NEF und vom Rettungshubschrauber, zu einer Kinder-Reanimation nachgefordert. Also, erster Einsatz, Blaulicht und Adrenalinüberschuss.

Zwischendurch lernten wir Beide uns kennen und schwups war Melli ebenfalls im DRK, ebenfalls im Katastrophenschutz und fuhr ebenfalls Ärzte durch die Gegend.

Es folgten weitere Jahre im Ärztlichen Notdienst, in denen wir sehr viel Erfahrung sammeln konnten. Auch, das Ärzte nicht gleich Ärzte sind. Gerade im kassenärztlichen Notdienst hat man es mit Medizinern zu tun, die sagen wir mal, nicht ganz sicher im Umgang mit Notfällen sind. Manchen Dinge sind da haften geblieben, wenn diese Ärzte dann mit sehr erfahrenen Notfallmedizinern (auch von den Rettungswagen-Besatzungen) zusammen im Einsatz waren.

  • „Herr Doktor, wollen Sie den Patienten retten oder einschläfern?“ (Bei einem etwas merkwürdigen Vorschlage einer Medikation bei einem Notfall)
  • Dr: „Was piept denn da?“ – Kollege: „Dat EKG und solange et piept is dat gut.“

Dagegen konnten wir von den richtig guten Notfallmedizinern sehr viel lernen, denn die gab es auch im Ärztlichen Notdienst. Junge, motivierte Ärzte, die sonst auf dem NEF unterwegs waren und hier die Vertretung für einige Ärzte gemacht haben, die keine Lust auf den Bereitschaftsdienst hatten.

Und ab auf den Rettungswagen

Nach ein paar Jahren im ÄNO, wo wir wirklich viel gelernt haben, ging es dann weiter. Krankenwagen (KTW) und Rettungswagen (RTW) waren nun unser zu Hause am Wochenende. Das DRK unterstützte seinerzeit die Feuerwerhr Mülheim mit einem RTW und KTW im kommunalen Rettunsgdienst in einem Ortsteil der Stadt. Später kam an einem weiteren Standort noch ein RTW dazu.

Diese Fahrzeuge wurden mit ehrenamtlichen Kräften besetzt, also uns. Fast jedes Wochenende standen nun 12- oder 24-Stunden Dienste an, die wir aber freiwillig und verdammt gerne gemacht haben. Das Besondere dabei war, dass Melli und ich gleichzeitig im Rettungsdienst eingestiegen sind. Allerdings war Melli damals, zusammen mit einer anderen Kollegin, die erste Frau im Mülheimer Rettungsdienst. Und das war vorab ein Kampf, mit vielen Diskussionen. Und am Ende hat es wunderbar funktioniert. Heute kräht da kein Hahn mehr nach, und das ist gut so.

Rettungswagen LT

Apropos Rettungswagen – auch das war damals, ähm, anders. Statt eines modernen, flotten Gefährts hatten wir den RK16. So haben wir ihn liebevoll genannt, stand halt auf dem Kennzeichen. Ein alter VW-Bus LT, hoffnungslos untermotorisiert, im Gegenzug voll beladen. Dafür aber schon mit Springlichtern über den Kühlergrill (damit war man damals ganz vorne dabei) und einer Pressluft-Fanfare, welche den Weg frei gepustet hat. Dummerweise hatte das gute Stück keine Servo-Lenkung. Damit auf den engen Rampen an den Krankenhäusern zu drehen, das hatte für den Fahrer (oft Thomas) was von Frühsport. Aber, wir haben ihn geliebt, auch wenn er am Morgen mal nicht ansprang. Später gab es dann einen 510er Mercedes, der war zwar wesentlich komfortabler, aber wir haben den alten VW doch vermisst.

Für unsere persönliche Weiterbildung haben wir beide dann auch die Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht. Mit viel Theorie und noch mehr Praxis. Unser Praktikum in einem Essener Krankenhaus führte uns auf verschiedene Intensivstationen und in den OP. Das war eine sehr interessante Ausbildung, die wir beide dann erfolgreich abgeschossen haben.

DRK Rettungswache Heissen

Aber auch dem Katastrophen-Schutz sind wir immer treu geblieben. Es folgten dort noch verschiedene Einsätze. Atomkraft-Demos gegen die KWU in Mülheim, die Ausschreitungen nach den Brandanschlägen von Solingen, verschiedene Großkonzerte in der Gegend (zum Beispiel Rolling-Stones in Köln und Oberhausen), Einsätze bei Fußballspielen in Gelsenkirchen und Duisburg, Altenheim-Evakuierungen bei Bombenfunden, G8-Gipfel in Köln.

Sehr schön war auch die Silvester-Nacht auf den 1.1.2000 – wo wir mit dem Schlimmsten gerechnet haben. Explodierende Atomkraftwerke, Bomben aus Russland, Zusammenbruch der Stromversorgung, alles wegen des Datumswechselns, was wurde nicht alles befürchtet. Melli und Thomas sind beide in der Nacht ÄNO gefahren und rechneten mit dem Schlimmsten. Am Ende war es das ruhigste Silvester unserer DRK-Karriere. Thomas hatte einen Einsatz, Melli gar keinen.

Ende der DRK-Zeit 2004

Im Jahr 2004 haben wir unsere aktive Zeit beim DRK dann beendet. Anlass war, dass wir ein Haus gekauft hatten, welches vom Kern auf saniert werden musste. Uns fehlte dann einfach die Zeit, um noch weiter beim DRK aktiv zu bleiben. Und nach der Renovierung des Hauses haben wir keine Motivation mehr gehabt, dort wieder so viel Zeit zu investieren. Denn die Zeiten hatten sich verändert. Das DRK in Mülheim war professioneller geworden. Viele alte Kollegen aus alten Zeiten waren nicht mehr aktiv, viele Freunde hatten sich in der Welt verteilt. Es fühlte sich Anders an.

So hat Thomas dann nach 18 Jahren und Melli nach 13 Jahren den Dienst eingestellt.

Aber noch heute denken wir gerne an die alten Zeiten beim Deutschen Roten Kreuz zurück. An viele interessante Einsätze, auch an schlimme Dinge, die wir gesehen haben und dessen Eindrücke sicherlich auch unser Einstellung zum Leben geprägt haben. Mit viel Freude erinnern wir uns auch an grandiose Feiern, die wir dort erlebt haben. Hochzeiten und Polterabende, runde Geburtstage, es ist nicht selten maximal eskaliert. Und am nächsten Tag auf dem RTW, Kopfschmerztabletten von Notarzt und bloß das Horn auslassen. Heute undenkbar (und das ist gut so), aber wir haben immer qualifiziert die Patienten behandelt und gut und sicher ins Krankenhaus gebracht. Es war aber eine andere Zeit.

Habt Ihr auch solche Erinnerungen an alte Zeite, an Organisationen wo Ihr mal aktiv gewesen seid? Dann scheibt uns das gerne in die Kommentare.

Inhalt

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Melanie und Thomas vom Reisen-Fotografie-Blog

Frau Melli und Herr Tommi, zwei Reisende und Fotografierende aus dem Ruhrgebiet.

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