Hintersee

Fotografen-Interview 5: Biggi und Flo von Phototravellers

Veröffentlicht: 25. Januar 2018

Autor: Herr Tommi

Inhalt

In unseren Fotografen-Interviews möchten wir Euch regelmäßig tolle Fotografinnen und Fotografen vorstellen. Die meisten werden aus den Bereichen Reise- und Tierfotografie kommen. Da wir aber auch offen für andere Genres sind, schauen wir im Laufe der Serie auch mal über den Tellerrand hinaus. Andere fotografische Bereiche schauen wir uns immer gerne an, auch wenn wir da selber fotografisch nicht unterwegs sind.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen der Interviews und beim Anschauen der tollen Bilder.

Fotografen Interview mit Biggi und Flo von Phototravellers

Wer sind denn eigentlich – Biggi und Flo?

Flo: Um es auf den Punkt zu bringen: Privat sind wir zwei reisebegeisterte Outdoor-Freaks. Uns zieht es immer wieder in die Natur, sei es zu einer Tagestour in die Münchner Hausberge oder zu einem wochenlangen Trekking-Trip am anderen Ende der Welt, Hauptsache raus.

Im Berufsleben sind wir beide ausgebildete Journalisten, Biggi kann sogar auf eine Karriere beim Fernsehen zurückblicken. In Zukunft wird unser Blog aber immer wichtiger. Dabei rückt auch das Thema Fotografie noch stärker in den Fokus.

Wen und was möchtet ihr mit eurem Blog erreichen?

Biggi: Angefangen hat das ganze ja als Hobby, um Freunde mit auf unsere Reisen zu nehmen. Heute lesen Tausende unsere Artikel. Offenbar kommt unsere Leidenschaft bei den Lesern an. Und wenn dann alle auf Instagram richtig mitfiebern, was wir in Nepal, Schottland oder wo auch immer wir gerade sind, so erleben, dann freut uns das noch mehr.

Flo, wie und wann bist Du das erste Mal mit Fotografie in Berührung gekommen?

Flo: Irgendwann in den 80ern als Kind in West-Berlin. Damals haben meine Eltern sehr viel fotografiert. Zuhause wurden dann die Bilder in der improvisierten Dunkelkammer, die eigentlich unsere Küche war, entwickelt.

Was war Deine erste Kamera und womit fotografierst Du heute?

Flo: Puh, an den Hersteller kann ich mich nicht erinnern. Das war ein ziemlich sperriges Gerät, natürlich analog. Mitgebracht hatte mir die Kamera meine Mum von einer Asien-Reise. Gute Kameras waren damals in Deutschland unbezahlbar, aber in Asien konnte man schon echte Schnäppchen machen. Meine erste Digitalkamera schaffte ich mir dann irgendwann Anfang der 2000er Jahre an, aber das war ein ziemliches Schrott-Teil.

Heute fotografiere ich mit der Nikon D810 im Vollformat. Auf langen Wanderungen nehme ich die kleine Sony Alpha 6000 mit, und natürlich das Smartphone für lustige Schnappschüsse und Selfies. Wenn es die Umstände zulassen, fotografiere ich auch noch gerne mit einer analogen Voigtländer.

Biggi: Ja, und wenn ihr euch überlegt, dass Flo zum Teil zehn bis 15 Kilogramm Fotoausrüstung auf dem Rücken trägt – wer, denkt ihr, darf dann wohl den Rest an Ausrüstung und Wasser tragen? Und wenn ich keinen schweren Rucksack durch die Wüste schleppe, dann halte ich immerhin Handtücher oder Schirme bei Regen über das wertvolle Objektiv. *lacht*

Wie würdest Du selbst Deinen fotografischen Stil beschreiben und in welchen fotografischen Genres bist Du unterwegs?

Flo: Mein Fokus liegt voll auf der Landschaftsfotografie. Meine Fotos sollen natürlich wirken, Nachbearbeitung am Computer ist mir ein Graus. Mit Filtern, entsprechenden Objektiven und der richtigen Atmosphäre vor Ort schaffe ich Stimmungen und Perspektiven, die auf den ersten Blick etwas anderes suggerieren.

Für mich ist Fotografie aber immer noch eine Kunst, die nicht am Computer entsteht. HDRIs, also Mehrfachbelichtungen, haben darum auch keinen Platz bei mir. Auf Fotoausstellungen werde ich immer wieder genau danach gefragt. Viele Menschen glauben inzwischen, solche Bilder entstehen nur mit Hilfe von Software-Filtern, aber ich arbeite da ganz klassisch.

Was ist euer Lieblingsland oder –ort zum Fotografieren?

Flo: In den vergangenen Jahren waren wir oft im Südwesten der USA unterwegs. Hier findet sich ein Fotomotiv neben dem anderen. Eine solche Masse an Motiven auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche, etwa eineinhalb Mal so groß wie Deutschland, findet man wohl kein zweites Mal auf der Welt. Aber tolle Orte sind auch die Lofoten, Korsika, Schottland, Island und natürlich die Alpen. Jeder Ort und jedes Land hat etwas ganz Besonderes.

Biggi: Bei mir sind es die Lofoten, Island, Hawaii und Dänemark.

Was möchtest Du mit Deinen Fotos erreichen?

Flo: In erster Linie sollen die Fotos den Menschen gefallen und zum Träumen anregen. Der Alltag ist oft trist genug, da kann ein wenig Abwechslung nicht schaden. Wenn dann noch jemand sagt, hey, das ist aber schön, das will ich unbedingt mit eigenen Augen sehen, und dieser jemand dann direkt den Flug bucht, habe ich alles richtig gemacht.

Wobei ich das natürlich auch kritisch sehe. Mit schönen Fotos aus einer speziellen Gegend kann man auch einen Touristen-Hype auslösen, der für die Natur nicht gerade förderlich ist. Ein gutes Beispiel ist Island. Die Insel wird ja inzwischen vollkommen überrannt. Wenn jeder ein wenig gesunden Menschenverstand walten lässt, ist das gar nicht so das Problem. Leider gibt es immer wieder Deppen, sorry für den Ausdruck, die meinen, sie wären alleine auf der Welt. Müll in der Landschaft oder Fußspuren, wo keine hingehören, sind nur ein paar Sachen, die mich auf die Palme bringen. Solche Leute können gerne zuhause bleiben. Darum mein Aufruf: bitte Leute, respektiert die Natur und ihre Lebewesen. Beobachtet und genießt, aber führt euch nicht auf wie der Elefant im Porzellanladen.

Was würdest du gerne an deiner Fotografie verändern?

Flo: Verändern an sich nichts. Ich hätte aber großes Interesse, einige Projekte umzusetzen, die auf Probleme auf unserem Planeten aufmerksam machen. Dazu fehlen uns aber leider Geld und Zeit.

Was zeichnet für Dich ein wirklich herausragendes Foto aus?

Flo: Das eine Kriterium für ein herausragendes Foto gibt es nicht. Aber wenn der Betrachter ein Foto länger als drei Sekunden anschaut, hat man schon viel gewonnen. Bei Instagram ist das ja eher selten der Fall, da geht es darum, möglichst viel Input in möglichst kurzer Zeit zu verarbeiten. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich kein großer Instagram-Fan bin.

Welcher Fotograf oder Künstler inspiriert dich?

Flo: Ansel Adams, der Urvater der Landschaftsfotografie. Als junger Mann, ab den 1920er Jahren, zog Ansel mit seiner 20-Kilo-Ausrüstung durch die bis dahin kaum erschlossene Wildnis des amerikanischen Südwestens und schuf Werke, die bis heute unvergessen sind.

Gibt es ein Bild, dass Dir besonders am Herzen liegt? Warum?

Flo: Da schaue ich gerne auf die Portfolios anderer Fotografen. Das sind dann aber keine “Heile-Welt-Fotos”, sondern oft journalistische Arbeiten, die leider oft vom Grauen in dieser Welt handeln. Sehr traurig und auch sehr wütend hat mich etwa ein Video über den Hungertod eines Eisbären gemacht, gefilmt vom bekannten Fotografen Paul Nicklen. Wir vergessen oft, dass wir in Westeuropa mehr oder weniger im Schlaraffenland leben. Natürlich gibt es auch bei uns Probleme. Wenn man aber in die Welt blickt, wird schnell klar, dass es fünf vor zwölf ist und die Spezies Mensch alles dafür tut, diesen wundervollen Planeten aus reiner Profitgier vollends zu zerstören.

5 Lieblingsbilder von Biggi und Flo

Hintersee

Der Hintersee im Berchtesgadener Land ist wohl einer der schönsten und bekanntesten Fotospots in Bayern. Zu erreichen ist die Stelle in wenigen Minuten vom Parkplatz aus. Deswegen kann es hier am Morgen oder am Abend mitunter auch recht voll werden. Aber das ist bei dem Anblick ja auch verständlich. Im Idealfall benutzt man ein Weitwinkelobjektiv, um die Berge, die Felsen im Wasser und Felsen im Vordergrund auf das Foto zu bekommen. Dieses Bild hat es übrigens schon in die Süddeutsche Zeitung geschafft, was mich schon ein wenig stolz macht.

Island Gletscherlagune

Island ist inzwischen einer der Hotspots des internationalen Tourismus geworden. Die Insel ist auch traumhaft schön und bietet Fotomotive in Hülle und Fülle. Das Bild entstand an der bekannten Gletscherlagune Jökulsárlón. Wir waren in den Sommermonaten auf Isand und kamen erst spät in der Nacht an. Im Sommer wird es nicht dunkel auf Island. Ich war die ganze Nacht mit der Kamera unterwegs, bis plötzlich wieder die Sonne am Horizont aufstieg.

Lofoten

Die Lofoten gehören für mich zu den schönsten Regionen der Welt. Die schroffen Berge, die aus dem Meer empor ragen, sind einfach atemberaubend. Auch hier findet man ein Fotomotiv neben dem anderen. Wir waren in den Wintermonaten auf den Lofoten und hatten sogar das Glück, Polarlichter zu sehen.

Sächsische Schweiz

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch vor der Haustür liegt? Die Sächsische Schweiz ist ein atemberaubendes Stück Natur, dass man einfach gesehen haben muss. Für das Bild bin ich damals tief in der Nacht losgefahren, um am Morgen an Ort und Stelle zu sein. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass die Landschaft im Nebel lag.

The Wave

Um zur Wave in Arizona zu kommen, braucht es vor allem eines: Viel Glück. Nur mit einer Zugangsberechtigung, die verlost wird, darf man sich auf die lange Wanderung begeben. 20 Permits stehen zum Teil mehr als 1000 Anfragen gegenüber – pro Tag jeweils. Nach vielen Jahren hatte es endlich geklappt und wir durften zur Wave. Das ganze Projekt ist dann aber fast doch noch ins Wasser gefallen. Über uns zogen nämlich schwere Gewitter hinweg. Aber auch Blitzeinschläge direkt neben uns und gewaltige Sturzfluten konnten uns nicht aufhalten. Wir waren aber froh, wieder heil aus dem Gebiet rausgekommen zu sein.

Alle gezeigten Fotos sind hier mit freundlicher Genehmigung von Biggi und Flo von Phototravellers eingestellt. 

Biggi und Flo von Phototravellers

Ihr möchtet Biggi und Flo auf ihren Reisen und ihren fotografischen Arbeiten im Netz zu folgen? Dann findet Ihr die Beiden unter folgenden Links:

Biggi und Flo von Phototravellers

Wir bedanken uns sehr bei Biggi und Flo für das Interview. 

Über Kommentare oder Fragen würden nicht nur wir uns freuen, auch Biggi und Flo sind neugierig auf Feedback von unserer Lesern.

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Frau Melli und Herr Tommi, zwei Reisende und Fotografierende aus dem Ruhrgebiet.

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6 Kommentare
  1. Marc | xemel.ch 25. Januar 2018 um 10:51

    Sehr schönes Interview, besten Dank für den ermöglichten Einblick in andere Blogs – und es ist auch immer wieder schön zu hören, dass die klassische Fotografie doch noch nicht ganz ausgestorben ist…… <3

    Beste Grüsse aus der Schweiz
    Marc

  2. Flo 25. Januar 2018 um 15:21

    Servus Thomas,

    da sage ich auch Mal danke, dass du uns dieses Interview bei euch auf dem Blog ermöglicht hast :-)

    Wir lesen und

    Liebe Grüße
    Flo

    • Thomas Jansen 25. Januar 2018 um 18:50

      Hi Flo,

      das war mir ein Vergnügen.

      LG Thomas

  3. Lisa 30. Januar 2018 um 23:06

    Hallo Thomas,

    Sehr interessantes Interview und traumhafte Fotos. Ist eine richtig coole Idee hier verschiedene Fotografen zu Wort kommen zu lassen, einige kannte ich noch gar nicht!

    Liebe Grüße

    Lisa

    • Thomas Jansen 31. Januar 2018 um 8:38

      Hi Lisa,

      schön, dass die Aktion so gut ankommt. Es kommen auch noch viele tolle Interviews.

      LG Thomas

  4. THphotography 29. März 2018 um 17:47

    Hallo ihr Beiden,

    ein sehr interessantes uns schönes Interview. Ich bin begeisterter Leser eures Blogs, da ist es sehr schön wieder etwas mehr über euch zu erfahren.
    Eine tolle Auswahl an wunderschönen Bildern auch.

    VG Torsten

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