Artikel 13 Demo in Berlin

Gastbeitrag: Wie ich loszog um in Berlin das Internet zu retten

Veröffentlicht: 07. März 2019

Autor: Gastbeitrag

Inhalt

Unsere liebe Freundin Lina hat ihre freien Tage dafür genutzt, nach Berlin zu reisen und dort gegen Artikel 13 zu demonstrieren. Dafür schonmal ein riesiges Danke, denn jede Stimme gegen das neue Urheberrecht zählt im Moment. Von der kleinen Reise hat sie nun einen tollen Reisebericht geschrieben, den wir mit viel Freude hier veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen.

Fangen wir vorne an und dazu, wie es überhaupt zu diesem Trip kam. Die neue Urheberrechtsreform mit Artikel 11 und 13 ist ja mittlerweile bekannt. Auch dass dazu etliche Gegenstimmen gibt. Am 04.03.2019 jedoch kam ein Manfred Weber, seines Zeichens CSU Politiker und Fraktionsvorsitzender der EVP, auf die Idee die Abstimmungen dazu einfach vorzuverlegen um, Gerüchten zu Folge, den Protesten, die für den 23.03. angesetzt sind zuvorzukommen.

Natürlich wäre das Internet nicht das Internet, noch jedenfalls, wenn sich nicht sofort die Gegner der Umstrittenen Reform über Social Media organisiert hätten. Binnen weniger Stunden nach bekannt werden der Nachricht war bereits eine Kundgebung vor der CDU Parteizentrale in Berlin organisiert.

An diesem 04.03. war zufällig auch der erste von drei vor mir liegenden freien Tagen, so fasste ich spontan den Entschluss eben auf diese Kundgebung zu gehen. Denn Zeit war ja da und viel Sinnvoller kann man seine Freizeit derzeit kaum nutzen als für das einzutreten was einem selbst aber vielen Gleichgesinnten ebenso wichtig ist und um die Politiker davon zu überzeugen, dass wir nicht alles hinnehmen und uns für doof verkaufen lassen.

Auf nach Berlin

Also nach Berlin. Warum nicht, Berlin ist eine tolle Stadt, meine Familie mütterlicherseits stammt aus Berlin und ich bin immer gerne da, allerdings immer nur kurz. Das alles sind ja wohl genug Gründe um einen spontanen Trip zu rechtfertigen. Aber wie hin, ein Auto habe ich derzeit keins. Also Bahn. Ab auf die Webseite und sofort eine Sturmwarnung zu Sturmtief Bennet. Oh je, ich verdrehte innerlich die Augen, mit Bahn und Sturm habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, obwohl der Sturm längst durch war. Trotzdem mal meine Reisedaten in die Suchmaske eingetragen und mir mal die Ergebnisse angeschaut. Die Preise für die Hinfahrt lagen bei 180 Euro, dazu noch die Rückfahrt und ein Hotel, das muss doch anders gehen. Da viel mir Easyjet ein, die haben die Frankfurt Berlin Route nach der Air Berlin Pleite übernommen. Und siehe da, ein Tarif mit Handgepäck und Sitzplatzreservierung im hinteren Teil der Maschine war für 117 Round Trip zu bekommen. Kurz noch nach dem Hotel geschaut, in der eigenen Kette war dank ITB kein Platz mehr, also half Expedia aus und schnell war eine annehmbare Übernachtung im Holiday Inn City East gefunden und gebucht. Nun war es fix. Ich fliege nach Berlin und dass schon am nächsten Tag.

Später wurden noch Demonstrationen für Köln, München, Stuttgart und auch Frankfurt angekündigt. Aber hey, zu Hause Demonstrieren kann ich immer, aber in Berlin, das hat doch Stil.

Der nächste Morgen kam gefühlt viel zu früh, um 05:30 klingelte der Wecker. Kaffee. Fertigmachen. Noch mehr Kaffee. Frühstück. Ab zum Bahnhof und mit der Bimmelbahn, die sich passend zu Karneval zumindest Geruchs-mäßig sehr überzeugend als Dixieklo verkleidet hatte, zum Hauptbahnhof und dann mit der S-Bahn zum Flughafen. 40 Minuten dauerte der Spaß insgesamt. Am Flughafen war ich wie so oft viel zu früh. Und obwohl ich eigentlich gerne fliege, ich hasse es am Flughafen Zeit totschlagen zu müssen. Als Gate wurde dann auch noch C1 bekannt gegeben. C1 ist ein Gate, das nicht innerhalb der zentralen Sicherheitskontrolle liegt. Dieses Gate ist nur ein Raum mit einem Getränke Automaten, einer Sicherheitskontrolle, Sitzbänken und einer Tür in Richtung Flugzeug. Also langweiliger ist kaum möglich.

Das Boarding startete pünktlich und mit 10 Minuten Verspätung dockten wir vom Gate ab. Los ging es in den windigen Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet. Und in die Wolken, die wir erst kurz vor der Reiseflughöhe verließen. Der recht unspektakuläre Flug verging schnell und wir landeten pünktlich im windigen Berlin.

Ankunft in Berlin

Da ich nur mit Handgepäck unterwegs war, war ich recht schnell draußen und saß im Bus zum S-Bahnhof Jungfernheide. Mit der S41 ging es den Ring in Richtung Landsberger Allee und von da zu Fuß zum Hotel. Mitten in den Plattenbauten, mehr Klischee Ost-Berlin geht fast nicht.

Der Osten Berlins

Da ich selber aus der Hotellerie komme, lasse ich mich dazu jetzt nicht aus, da kann ich meinen Job nicht abschalten.

Es war nun 14:30 Uhr, die Kundgebung startet um 18 Uhr, was also anstellen mit dem angebrochenen Nachmittag? In eine Mall? Shoppen? Nein, warum? Das kann ich Zuhause auch. Sightseeing? Ja! Und was? Die Klassiker wie Brandenburger Tor und Reichstag? Nein, die verändern sich ja auch nicht so schnell.

Wie bereits erwähnt kamen meine Großeltern aus Berlin. Der Grund warum meine Oma damals Berlin verließ war die Gründung der DDR. Meine Oma vertraute dem ganzen nicht und floh nach Hannover. Und da ich die Gedenkstätte der Mauer in der Bernauer Straße bisher immer wieder verschieben musste, sollte es nun genau das werden. Um eine kleine Zeitreise zu unternehmen und sich mit einem Teil deutscher Geschichte zu befassen die ein riesigen Einschnitt in das Leben meiner Oma darstellte und meinen Opa nach seiner Rückkehr aus russischer Gefangenschaft 1950 vor eine Herausforderung stellte.

Diesmal ging es mit der Tram zum Nordbahnhof. Und schon ist man da. Vorbei an einer Baustelle und spürt man die Geschichte, die dort noch immer in der Luft schwebt.

Wie überall in Berlin ist der Mauerlauf mit Kopfsteinpflaster auf der Straße und den Bürgersteigen zu sehen. Entlang der Bernauer Straße jedoch gibt es sie noch. Die Mauer. Und den Todestreifen. Auf verschieden Stationen in diesem Park wird erklärt und gezeigt was dort war, vor und während der Mauer.

An dieser Stelle möchte ich einfach mal die Bilder sprechen lassen.

Bernauer Straße

Im Todesstreifen

Die Mauer aus dem Westen

Das Grenz-Mahnmal

Bernauer Straße mit ehemaligem Grenzverlauf

An dem Aussichtsturm gibt es auch ein Museum, das jedem sehr ans Herz legen möchte. Der Eintritt ist frei und wer sich für die Geschichte der Innerdeutschen Grenze interessiert ist dort goldrichtig. Vieles der dort erzählten Geschichte betrifft die Bernauer Straße und es ist Wahnsinn wie sehr sich die Stadt dort seit und durch die Gründung der DDR verändert hat und wie sich die Stadt nach der Wende wieder erholt hat und sich ihren Charakter zurückgeholt hat.

Artikel 13 Demo in Berlin

Nun wurde es aber auch langsam Zeit in Richtung CDU zentrale aufzubrechen. Vom Nordbahnhof ging es mit der S-Bahn zum Potsdamer Platz und dann weiter mit der U-Bahn.

Potsdamer Platz

Angekommen am Versammlungsort Gegenüber der Parteizentrale. 20 Minuten vor Beginn waren noch nicht allzu viele Menschen da und die Polizei war noch damit beschäftigt Absperrungen aufzubauen. Aber kaum 5 Minuten später hatte sich die Teilnehmerzahl gefühlt verdoppelt. Und es kamen immer mehr.

Ich muss gestehen, dass das das erste Mal war, dass ich überhaupt an einer Demonstration teilgenommen habe. Und ich bin begeistert. Das gemeinsame Eintreten für eine Sache, egal ob man die Menschen kennt oder nicht, das fühlt sich schon großartig an und gibt eine Gänsehaut.

Demo Beginn

So viele Menschen

Demokratie gestrichen

Nach gut 2 Stunden war die Kundgebung vorbei, laut Polizei waren 2000 Leute da, was der absolute Wahnsinn ist, wenn man bedenkt, dass die Demonstration kaum mehr als 24 Stunden Vorlauf hatte.

Mein Dank gilt den Organisatoren, für alle Demos, die am Abend des 05.03. stattfanden, in diesem Fall aber besonders für Berlin, hier hat Bruno Kramm wirklich großes geschaffen. Einen weiteren Dank möchte ich der Berliner Polizei aussprechen die großartig waren und für unsere Sicherheit gesorgt haben.

Nach der Demo ging es dann noch ins Maredo am Hackeschen Markt und dann müde, glücklich und zufrieden ins Hotel.

Alexanderplatz

Hackescher Markt

Fazit dieses Trips? Ich würde es jederzeit wieder tun.

Vielen lieben Dank an Lina, nicht nur für die Teilnahme an der Demonstration. Wir sagen ebenfalls Danke für den schönen Reisebericht mit den tollen Fotos aus Berlin. Solltet Ihr Fragen an Lina haben, dann lasst gerne einen Kommentar hier. Ihr könnt Lina auch über folgende Kanäle folgen:

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5 Kommentare
  1. Anne 7. März 2019 um 11:47

    Sehr cooler Reisebericht, Lina. Wunderschöne Fotos und tolles Engagement für die Internet-Community!

  2. Torsten 8. März 2019 um 9:05

    Moin Lisa, die Beweggründe kann ich verstehen. Aber von FFM nach Berlin mit dem Flugzeug? Klar die Bahn war teurer, aber Mitfahrzentrale geht nicht? Womit hast du den Flug kompensiert?

    Beste Grüsse Torsten

    • Thomas Jansen 8. März 2019 um 9:40

      Ich antworte Lina mal vorab,

      ich denke, Lina darf auch mal einen Flug nutzen. Sie kompensiert das wunderbar dadurch, dass sie kein Auto hat. Daher hat sie bestimmt eine bessere Bilanz wie viele andere Menschen.

      LG Thomas

    • Lina 8. März 2019 um 11:51

      Hallo Torsten,
      Thomas hat es ja schon geschrieben, ich habe kein Auto und gehein meinem Alltag zu Fuß oder nutze die öffentlichen Verkehrsmittel, und die sind in Frankfurt wirklich schlecht. Der Weg zur Arbeit, hin und zurück, nimmt täglich zwischen 3 und 4 Stunden in Anspruch, während ich mit dem Auto maximal eine Stunde brauchen würde. Und dennoch nehme ich das in Kauf.

      Übrigens, ein voll besetztes Flugzeug hat keine schlechtere Umweltbilanz als das aufteilen der Passagiere auf Fahrgemeinschaften.

  3. Wie ich loszog um in Berlin das Internet zu retten 31. Juli 2019 um 22:19

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